Nachrichtenstopp für mein Seelenwohl

Früher in der Schule wurde uns gesagt, die beste Vorbereitung auf das Abitur wäre, täglich die Tagesschau zu gucken, um über aktuelle Themen Bescheid zu wissen.

Ich habe seit der Bundesttagswahl keine Nachrichten mehr gehört oder gelesen oder gesehen. Und ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden: für mein Seelenwohl. Viel zu oft verging mir beim Frühstück der Appetit und ich fing an zu weinen, weil nebenbei das Radio lief.

Und jetzt stelle ich mal die ganz steile Hypothese auf: Ich muss nicht täglich Nachrichten gucken, um gebildet zu sein.

Ich finde ohnehin, dass die heutige Schnelllebigkeit sich auch auf in der Presse, oder insbesondere da, widerspiegelt. Oft habe ich das Gefühl: Wer haut als erstes die neuste Schlagzeile raus? Wer bringt am schnellsten die neuen Infos ins Internet? Wenn ein Anschlag passiert, gibt es Liveblogs und teilweise minütliches Update.

Ich für mich habe entschieden, dass mir das nicht gut tut. Ist es Ignoranz, wenn ich nicht sofort Bescheid weiß, ob man den Täter eines Anschlags schon gefunden hat oder nicht? Ja, vielleicht. Und es tut mir aufrichtig leid für die Betroffenen. Aber ich lese mir lieber ein paar Tage später einen ausführlichen Bericht darüber durch, bei dem ich das Gefühl habe, dass die Informationen intensiv recherchiert und geprüft und nicht schnell dahin geklatscht wurden.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass wenn man seine Bildung nur darauf verlässt, täglich Nachrichten zu sehen, beschränkt man sich auf das, was die Medien gerade interessant finden. Es gibt so viele Missstände auf dieser Welt und nur über ein Bruchteil davon wird täglich geredet. Weil es nichts „Neues“ oder „Aktuelles“ ist.

Ich bilde mich viel lieber über Dokumentationen, längere Reportagen, Sachbücher, politische Meinungsbeiträge und politische Satire. Besonders mit Letzterem habe ich nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich weiß, was in der Welt vor sich geht, und ich muss nicht gleich heulen.

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